Zukunft der Wärmeversorgung in Pinnow – geordneter Ausstieg aus der Fernwärme | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Die Gemeinde Pinnow bereitet den geordneten Ausstieg aus der Fernwärmeversorgung vor. Nach über 30 Jahren Betrieb hat das System das Ende seines technischen Lebenszyklus erreicht. Ziel ist es, einen fairen und planbaren Übergang zu individuellen, modernen und erneuerbaren Heizlösungen zu gestalten. Nutzerversammlung am 5. November 18 Uhr.

Zukunft der Wärmeversorgung in Pinnow – geordneter Ausstieg aus der Fernwärme

Die Gemeinde Pinnow betreibt seit mehr als 30 Jahren in Teilen des Gemeindegebiets eine Fernwärmeversorgung in den Bereichen der Bebauungspläne Nr. 1 „Pinnow Süd“ und Nr. 3 „An der Bietnitz“. Nach einer umfassenden Analyse der technischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen bereitet die Gemeindevertretung nun den geordneten Ausstieg aus diesem System vor. Darüber wurde in der gestrigen Sitzung der Gemeindevertretung informiert. Seit mehreren Wochen bereitet eine Arbeitsgruppe der Gemeindevertretung in Zusammenarbeit mit dem Amt Crivitz den Ausstieg vor.

Ziel ist es, den Übergang für alle betroffenen Haushalte planbar, fair und sozialverträglich zu gestalten.

Warum dieser Schritt notwendig ist

Das Fernwärmenetz in Pinnow wurde in einer Zeit errichtet, in der zentrale Heizsysteme weit verbreitet waren. Inzwischen haben sich die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert:

  • Das Netz ist technisch überaltert und weist Wärmeverluste von über 35 % auf.

  • Die Zahl der angeschlossenen Nutzer ist von rund 213 auf aktuell (Stand Oktober 2025) etwa 160 gesunken. Momentan steigen jeden Monat etwa zwei bis vier Haushalte aus dem Fernwärmenetz aus – und es werden immer mehr.

  • Mit jeder Abmeldung steigen die Fixkosten für die verbleibenden Haushalte.

  • Die Gesamtkosten für Fernwärme liegen inzwischen deutlich über denen moderner Heizsysteme wie Wärmepumpen.

Eine technische Modernisierung des Netzes, etwa durch neue Leitungen oder eine zentrale Großwärmepumpe, wurde geprüft. Die erforderlichen Investitionen von 3 bis 4 Millionen Euro wären jedoch für die Gemeinde wirtschaftlich nicht tragbar.

Wirtschaftliche und soziale Verantwortung

Die wirtschaftlichen und technischen Grenzen des Systems sind erreicht. Ein Weiterbetrieb der Fernwärmeversorgung würde zu weiter steigenden Kosten führen, die für viele Haushalte nicht mehr zumutbar wären. Gleichzeitig darf die Gemeinde laut Kommunalrecht keine dauerhaften Verluste aus dem Gemeindehaushalt ausgleichen – denn die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist nicht an das Netz angeschlossen.

Ein geordneter Ausstieg ist daher die einzige rechtlich, wirtschaftlich und sozial vertretbare Lösung.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Gemeinde wird die Wärmeversorgung noch bis spätestens April 2031 aufrechterhalten – also bis zum Ende der Heizperiode 2030/2031. In dieser Zeit bleibt die Versorgung stabil, und alle Nutzerinnen und Nutzer erhalten ausreichend Planungssicherheit für den Umstieg auf eine eigene Heizlösung.

Die Umstieg erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Vorbereitung (2025) – Rechtliche Klärungen, Information aller Haushalte der Fernwärmenutzung, Nutzerversammlung am 5. November um 18 Uhr, Beschluss in der Gemeindevertretung (Plan: Sitzung November 2025)

  2. Umrüstungsphase I (2026–2027) – Etwa die Hälfte der Haushalte stellen auf andere Heizsysteme um.

  3. Umrüstungsphase II (2028) – Weitere Nutzer stellen um, erste Netzabschnitte können stillgelegt werden.

  4. Abschlussphase (2029–April 2031) – Rückbau des Heizhauses, Beendigung des Netzbetriebs, Auflösung des Eigenbetriebs.

Unterstützung und Beratung

Die Gemeinde Pinnow lässt niemanden allein. Über den Eigenbetrieb Fernwärme wird eine umfassende Begleitung beim Umstieg auf neue Heizsysteme angeboten:

  • Informationsveranstaltungen und Beratungen für Eigentümer und Mieter,

  • Kontakte zu Energieberatern und Handwerksbetrieben,

  • Hilfestellungen bei Förderanträgen und Auswahl geeigneter Heizsysteme.

Empfohlen werden insbesondere Wärmepumpen, Hybridlösungen oder Pelletheizungen.
Viele ehemalige Nutzer in Pinnow haben diese Systeme bereits erfolgreich umgesetzt.

Förderung des Heizungstauschs

Die staatliche Förderung macht den Umstieg finanziell leichter: Die Grundförderung für neue Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien beträgt derzeit 30 %, dazu kommen

  • ein Effizienzbonus von 5 % (z. B. für natürliche Kältemittel),

  • sowie ein Einkommensbonus von bis zu 30 %, wenn das Haushaltsjahreseinkommen unter 40.000 € liegt.

Damit kann ein großer Teil der Investitionskosten durch Fördermittel abgedeckt werden. Die Gemeinde empfiehlt, sich frühzeitig über aktuelle Programme bei KfW oder BAFA zu informieren.

Soziale Absicherung und Verantwortung

Der Eigenbetrieb Fernwärme wird die Wärmevesorgung bis zur endgültigen Stilllegung stabil aufrechterhalten. Notwendige Instandsetzungen werden durchgeführt.
Die Gemeinde und der Eigenbetrieb achtet darauf, dass niemand „vergessen“ wird oder ohne Wärme bleibt. Vermieter, Mieter und Eigentümer werden rechtzeitig informiert, und der Eigenbetrieb steht für Einzelfragen oder besondere Situationen zur Verfügung. Ziel ist, dass alle Haushalte rechtzeitig und geordnet auf eine neue Heizlösung umsteigen können.

Blick in die Zukunft

Mit dem Ausstieg aus der alten Fernwärme schafft Pinnow die Grundlage für eine moderne, dezentrale und klimafreundliche Wärmeversorgung. Langfristig soll so mehr Unabhängigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit erreicht werden.

„Wir wissen, dass dieser Schritt Veränderungen mit sich bringt. Das Fernwärmesystem wurde für eine Laufzeit von rund 30 Jahren ausgelegt – nun ist sein technischer Lebenszyklus erreicht. Die Entscheidung ist notwendig, um die wirtschaftliche Stabilität der Gemeinde zu sichern, soziale Gerechtigkeit zu wahren und die Energiewende in Pinnow aktiv mitzugestalten“, so die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 28. Oktober 2025.


Weitere Informationen und Ansprechpartner

Alle häufig gestellten Fragen und Antworten finden Sie in den Dokumenten:

Fragen können Sie an den Eigenbetrieb Fernwärme Pinnow oder sich direkt an den Bürgermeister wenden.